Unter welch prekären Bedingungen Kulturschaffende oft arbeiten, ist ein Thema, das die Zürcher Autorin Johanna Lier seit längerem umtreibt. So schrieb sie im Mai in der WOZ über KünstlerInnen und das Prekariat (siehe WOZ Nr. 18/12). Und nahm sich selbst als Beispiel: «Doch will ich nicht klagen. Es geht mir gut. Sehr gut sogar, wenn ich meine Situation vergleiche mit jener meiner Bekannten in Teheran, Buenos Aires, Tel Aviv oder Beirut … oder nur mit jener der Kassiererin in der Migros um die Ecke. Sogar Bekannte, die in einer Grossbank traumhafte Saläre einstreichen, beneiden mich um mein Leben, da ich tue, was ich will, aus Leidenschaft arbeite und bereit bin, den Preis des Lebens von der Hand in den Mund zu bezahlen – wenn sie sich auch nicht vorstellen können, wie so etwas funktionieren soll.» Johanna Lier, Schauspielerin, Regisseurin, Autorin, hat sich in den letzten Jahren vor allem mit ihren Dichtungen einen Namen gemacht, wobei sie sich mit vielfältigen lyrischen Traditionen der ganzen Welt auseinandersetzt. «Ja. Ich bin ein freies, modernes Subjekt. Denn meine Prekarisierung als Künstlerin unterliegt der Illusion, selbst gewählt zu sein.» Was sie im Mai in der WOZ formulierte, dürfte sie also weiter beschäftigen…
Silvia Süess
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