«Amori. Die Inseln»
verlag die brotsuppe / Biel 2021
Ist es ein Roman? Oder ein Sachbuch? Ein literarischer oder ein dokumentarischer Bericht? Oder wird ausgehend von einer künstlerischen Auslegeordnung mit literarischen Mitteln eine für unsere Zeit dringliche Frage untersucht?
Handelt es sich um einen Versuch im Ungefähren? So wie auch die Protagonist:innen im Ungefähren zu leben gezwungen sind?
Sie fliehen vor Krieg, Diktatur, Hunger und den Auswirkungen der Klimakatastrophe; manche sind auf der Suche nach einem besseren Leben; sie kommen aus dem mittleren Osten, aus Südostasien, dem Maghreb und subsaharischen Ländern. Allen ist gemein, dass sie in seeuntüchtigen Gummibooten das Ägäische Meer überqueren und auf den griechischen Inseln in Lagern gefangengehalten werden, bis entschieden ist, ob sie in Europa Asyl beantragen dürfen – oder ob sie in die Türkei ausgeschafft werden. Das kann Jahre dauern.
Neun Männer und Frauen aus dem Lager Moria auf der Insel Lesbos, Geflüchtete und Aktivistinnen, erzählen der Autorin (oder ihrem fiktiven Alter Ego Henny L), was es braucht, um dort zu überleben. Es geht um Hunger, Kälte, Hitze, Warten, Gewalt und um den radikalen Kontrollverlust über das eigene Leben.
AMORI. DIE INSELN ist keine Chronik der Skandale, sondern ein dokumentarischer Bericht, der mit literarischen Mitteln die grösstmögliche Nähe zu den Beteiligten sucht. Jahrhundertealte, europäische Praxis wird dokumentiert: die Selektion und das Lager.
Die Protagonistinnen setzen ihr die ganz eigenen Vorstellungen von persönlicher Erfüllung und Freiheit entgegen.
«Amori. The Islands»
Is it a novel? Or a non-fiction book? A literary documentary report? Or a literary investigation of an urgent question for our time, based on an artistic interpretation? Is it an attempt at the vague? Just as the people speaking in the book are forced to live in the vague.
They are fleeing war, dictatorship, hunger and the effects of the climate crisis; some are in search of a better life; they come from the Middle East, Southeast Asia, the Maghreb and sub-Saharan countries. What they all have in common is that they cross the Aegean Sea in unseaworthy rubber boats and are held in camps on the Greek islands until it is decided whether they will be allowed to apply for asylum in Europe – or whether they will be deported to Turkey. That can take years.
Nine men and women from the Moria camp on the island of Lesbos, refugees and activists, tell the author (or her fictional alter ego Henny L.) what it takes to survive there. It is about hunger, cold, heat, waiting, violence and the radical loss of control over one’s own life.
AMORI. DIE INSELN is not a chronicle of scandals, but a documentary report that uses literary means to get close to the people involved. A centuries-old European practice is documented: the selection and the camp. The protagonists counter this practice with/oppose it with their own ideas of personal fulfilment and freedom.«Wie die Milch aus dem Schaf kommt»
Roman / verlag die brotsuppe / Biel 2019 / im Buchhandel erhältlich
«Ein umfangreicher aber auch umwerfender Roman. Ein grosses Unterfangen, das Bewunderung verdient.». Martin R. Dean (Schriftsteller)
«Ein unglaublich gut und packend geschriebenes Buch, das anregt und berührt. Anhand wunderbarer Personen wird eine spannende, vielschichtige Geschichte über die Tragik und die Chancen von Migration erzählt, die dennoch ihre literarische Leichtigkeit behält.» Luc Schaedler (Filmemacher)
«Ein schwergewichtiges Stück Literatur in starken Sätzen, raumfüllend und mit grossem Gestus erzählt.» Gallus Frei-Tomic (Literaturblatt)
«Es gibt nur den Ort, an dem wir sind, erkennt Selma Einzig, die Protagonistin im Roman ‚Wie die Milch aus dem Schaf kommt‘. Doch wie gelangen wir an diesen Ort? Diese Frage stellt Johanna Lier ins Zentrum ihres Romans. Sie erzählt darin von einer Entdeckungsreise auf vages Terrain. Im chassidischen Galizien stösst Selma auf ihre Ahnfrau Hannah, die im 19. Jahrhundert mit ihrer Familie vor Armut und Verfolgung ins Thurgauische entfloh. Im heutigen Israel macht sich Selma auf die Suche nach dem, was das Jüdische ist. Diese doppelte Erzählbewegung rührt auch ans Persönliche. Doch hinter den Fragen nach Herkunft und Heimat steckt mehr. Johanna Lier geht es in ihrem opulenten, sich fein verästelnden Roman um Geschichte und Verantwortung, es geht ihr um Flucht und Grenzen, es geht um Menschlichkeit und wieviel wir selbst dazu beitragen können.
Für diese leidenschaftliche Recherche erhält Johanna Lier eine literarische Auszeichnung der Stadt Zürich.» (Laudatio 2019)
Wie die Milch aus dem Schaf kommt: Lesung Solothurner Literaturtage 2020
«Meine Worte brechen eure Grenzen»
von Parwana Amiri14 Briefe / essais agités / Zürich 2020 / im Buchhandel erhältlich
Übersetzung aus dem Englischen: Johanna Lier
«Wir reisen auf Motorrädern, überfüllten Pick-ups und Lastwagen durch steinige Wüsten. Wir passieren endlose Weiten, bewältigen Berge und Flüsse. Wir bezwingen Zäune und durchqueren die Meere. Wir begegnen Polizisten, Soldaten, Menschenschmugglern und Dieben. Wir sind Kinder, Jugendliche; wir sind mit unseren Familien unterwegs, mit unseren Grossmüttern und Grossvätern oder kranken Verwandten. Wir sind einfach Menschen mit tausend unterschiedlichen Geschichten.»
Parwana Amiri ist eine junge Frau, die 2018 mit ihrer Familie aus Afghanistan floh und auf ihrer Odyssee im Herbst 2019 im Lager Moria auf Lesbos strandete. «Als ich, in Moria angekommen, die täglichen Probleme all dieser Menschen sah, konnte ich nicht untätig bleiben. Ich musste etwas tun». So hat die Autorin begonnen, einen Blog zu schreiben: Briefe an die Welt, die vom Leben der Geflüchteten im Lager Moria erzählen.
trobadora.montage
Chapbook #6 / essais agités / Zürich 2019 / im Buchhandel erhältlich
Sechs Texte von Ivona Brđanović, Nina Fargahi, Annette Hug, Johanna Lier, Gianna Molinari und Natascha Wey — ausgelöst durch Irmtraud Morgners Roman «Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura»
Projekte im Jull – junges Literaturlabor Zürich
Die JULL Ready-Prints sind erhältlich bei: www.jull.ch«GLANZ UND ELEND DER DÖRFER AN DER KEMPT»: Ein Gemeinschaftswerk mit der 3. Sekundarklasse Kreis Illnau-Effretikon (2020)
«FROZE TO DEATH»: Ein Gemeinschaftswerk mit der 2. Sekundarklasse Kreis Marthalen (2019)
«FEBEN – Eine Liebesgeschichte»:
4. JULL-Ministipendium (2019)
Feben ist der Bericht über eine Flucht und zugleich die Geschichte eines jungen Mannes und einer jungen Frau, die nur für kurze Zeit zusammen sein konnten, bevor sie sich auf unbestimmte Zeit trennen mussten.
Tekali Kidane ist mit der Aufnahmeklasse der Stadt Zürich zum ersten Mal ins JULL gekommen und schrieb über mehrere Monate an seiner Geschichte. Daraus ist eine eindrückliche und anrührende Liebesgeschichte geworden: Feben!
Eine Sekundarklasse aus dem Schulhaus Kappeli in Altstetten schreibt während dreier Jahre zum Thema Flucht; es entstehen Geschichten, Monologe, Dialoge, Experimente, Biografien, arrangiert zu einem chorischen Werk. Zu hören bei JullTube oder im Radio Jull
«BRING MIR JAGDFANG»
Roman / Offizin Verlag / Zürich 2016 / im Buchhandel erhältlich
«Da ist ein Gefühl, das im Stück ‚Summertime‘ von Georges Gershwin zu finden ist – Hitze, Schwüle, die Spannung zwischen ‚lass mal‘ und ‚ich mach das jetzt‘. Die Sprache ist, als würde sie über einen hinwegfließen, und ehe man sich versieht, ist man Bestandteil dieses ‚ich mach jetzt nix, es ist zu heiß‘ und‚ man müsste mal Ordnung schaffen‘. So entsteht eine seltsame Empfindung, hervorgerufen durch die Anmutung der Ungerechtigkeit und diesem ‚man stirbt halt, machen Sie davon kein so großes Aufhebens’». Christine Krokauer
«Grossartig zeichnet Lier das Bild der resignierten EuropäerInnen in Nigeria, die hierher kamen, um zu helfen, die jedoch kläglich scheiterten. Was bleibt, ist ein überheblicher Zynismus, der schleichend in erschreckenden Rassismus übergeht.» Silvia Süess
«…energiegeladen, störrisch, irritierend. Verwebt die Auswandererthematik geschickt mit den Traumata des zurückgelassenen Lebens.» Rainer Weiss
«TURBULENCE AND RECONSTRUCTION – TRANSDISCOURS 2»
«Wildnis»
Ein überstürzte Reise nach Chile und eine leichtsinnige Wanderung zum unerreichbaren Pazifik führen die junge und etwas verrückte Elsa auf einen surrealen Erinnerungstrip. wildnis